Physiologie Zwerchfell
Der Atem und sein Zwerchfell
Es ist, als ob die Wichtigkeit des Atems als das Leben erhaltende Selbst, physisch unterstrichen würde indem dieser den grössten Muskel im Körper sein Eigen nennt, das Zwerchfell. Das Diaphragma spannt sich wie ein Zelt oder wie eine Kuppel in der Körpermitte auf und ist die Verbindung zwischen dem oberen Körperbereich, dem Mediastinum und dem unteren Körperbereich, dem Abdomen. Seinen Platz hat es geschützt hinter der siebten bis zur zwölften Rippe, ist über seine Sehnen an diesen wie auch an den Rückenwirbeln bis nach unten am dritten Lendenwirbel befestigt. Die rechte Zwerchfellkuppe liegt etwas erhöht, damit darunter die Leber Platz hat. In der Muskel-Sehnenplatte, dem Zwerchfelldach hat es einen Durchgang für die Speiseröhre (Oesophagus), für die Aorta und die Hohlvene. Der Zwerchfellmuskel verfügt über zwei Steuerungssysteme, wie die Atmung auch. Die eine Steuerung erfolgt aus dem Autonomen Nervensystem, dem Atemzentrum in der Medulla Oblongata (verlängertes Mark) und erfolgt unwillkürlich/ unbewusst. Die andere Innervierung erfolgt aus dem somatisch, willkürlichen Nervensystem aus der Grosshirnrinde und bewirkt eine willentliche Steuerung des Zwerchfells z.B. durch sportliche Aktivitäten, die Sprache oder den gewünschten Ton.
Die Zwerchfellbewegung
Das Zwerchfell wird während dem Einatem nach unten gedehnt und schwingt in der Ausatemphase wieder zurück bis manchmal hoch zur vierten Rippe bevor es von dort in seine Ausgangs-/ Ruhestellung zurück pendelt. Deb Dana beschreibt die Arbeit des Zwerchfells, indem sie von einem flachen Teller und einer Kuppel spricht. Sie schreibt: „In jedem Atemzyklus verändert sich die Form des Zwerchfells von der eines Tellers zu der einer Kuppel. Wollen Sie mit dieser Metamorphose experimentieren, können Sie die Finger beider Hände so verzahnen, dass eine Kuppel entsteht. Strecken Sie dann beim Einatmen die Ellbogen bilden die Hände die Form eines Tellers. Senken Sie die Ellbogen beim Ausatmen wieder, wechseln die Hände erneut zur Form einer Kuppel».
Der Körper verfügt über drei Zwerchfelle, welche in einem schwingend, rhythmischen Kreislauf miteinander verbunden sind. Das Kopfzwerchfell (Tentorium Cerebelli) ist nach oben gewölbt wie um den menschlichen Körpers in dieser Begrenzung zu bergen und zu behüten. Das Diaphragma, das mittlere dieser drei Zwerchfelle, ist der Hauptatemmuskel, gleichzeitig die Verbindungslinie im Rumpf nach oben und unten, bewegt und dehnt viele Organe, Muskel und die Wirbelkörper. Das Dritte, unglaublich starke und doch eher kleinere Zwerchfell befindet sich im tiefen Becken. Das Beckenzwerchfell oder das Diaphraghma Pelvis. Dieses ist nach unten gewölbt, als ob es dafür sorgen müsste, dass nichts aus dem Becken nach unten herausfallen kann. Der Beckenboden ist tragend für die Schwangerschaft, den Urogenitalbereich und sorgt dafür, dass die Geschlechtsorgane, die Harnblase und der Anus an ihrem dafür vorgesehenen Ort verbleiben können. Es ist die gerichtete, von unten kommende Ausatemkraft die aus dem tiefen Becken nach oben drängt und in kraftvolle, das Leben gestaltende und bewältigen könnende Aktivitäten mündet.
Auswirkungen der Zwerchfellbewegung
Auf der Zwerchfellkuppe ist das Herz über sein Perikard auf dem Zwerchfelldach verwachsen und wird darüber von dieser starken Muskelplatte bei jedem Atemzug bewegt, gedehnt und getragen. Die in die Pleura eingebettete Lunge, respektive deren Rippenfell liegt satt auf dem Zwerchfelldach auf. Bei jeder einsetzenden Zwerchfellbewegung folgt die Pleura dem Zwerchfell und wird gleichzeitig wie das Perikard mitbewegt. Entfallen bei einem festgehaltenen Zwerchfell diese rhythmisch aufdehnenden und zurückschwingenden Bewegungen hat dies Auswirkungen auf das Herz und die Lunge, indem diese fast nur noch bewegungslos an ihrem angestammten Platz im Körper stehen bleiben müssen. Ebenso entfällt bei einem festgehaltenen Zwerchfell die massierende Bewegung auf die Organe im Abdomen inklusive den Nieren. Der Magenpförtner öffnet sich analog zur Zwerchfellbewegung und gibt in diesem rhythmischen Wechselspiel während dem Ausatmen das nächste Stückchen Mageninhalt zum Weitertransport an den Zwölffingerdarm ab. Wird das Herz vom Zwerchfellmuskel rhythmisch gedehnt, wird dieser Impuls weitergegeben an das Liquor Cereprospinalis, der Gehirn- Rückenmarkflüssigkeit, so dass diese darüber am Fliessen behalten und die Zirkulation des Liquors in den Hirnventrikeln gewährleitstet bleibt. Lebendig, genial, hochintelligent und ein Wunder ist das Innenleben des Körpers. Genährt aus dem Atem und der unermüdlichen Tätigkeit des sich rhythmisch bewegenden Zwerchfells. Das Zwerchfell ist am grossen und kleinen Körperkreislauf und dem lymphatischen Kreislauf durch die Atemmechanik und dem daraus zur Verfügung stellenden Sauerstoff im arteriellen Blut und dem Abtransport von Kohlendioxyd im venösen Blut mitbeteiligt. Über die Atmung ist es sogar möglich, das Herz für eine gewisse Zeitspanne am Leben zu erhalten. Dies geschieht bei der Reanimation durch die rhythmische, (manuelle) Einwirkung auf den Brustkasten und dem Verabreichen von Sauerstoff über die Nase.
Über die ineinander verflochtenen Nerven, dem im Halssegment entspringenden, paarig verlaufenden Zwerchfellnerv, dem Nervus Phrenicus und dem Vagusnerv aus dem Hirnstamm wird das Zwerchfell innerviert. Überall im Zwerchfell befinden sich die ineinander verflochtenen Nervenleitungen dieser beiden Nerven, die in direktem Kontakt zum Autonomen Nervensystem, der Atemsteuerung in der Medulla Oblongata/ Pons im Hirnstamm stehen. Die Zwerchfellmuskulatur wird zusätzlich zum Nervus Phrenicus und dem Vagus zu einem geringen Anteil von Spinalnerven aus den Rückenmarksegmenten der Brustwirbel innerviert. Der Vagus Nerv verfügt über einen direkten Kontakt zum Sinusknoten, dem Taktgeber des Herzens. Nur durch dieses enge Zusammenspiel von Vagus/ Autonomen Nervensystem, Atmung und Herz ist es zum Beispiel möglich, dass wir vor Schreck die Luft anhalten und sich gleichzeitig dazu der Herzschlag verändert indem beide Systeme aus ihrem Rhythmus geraten. Situationen, in denen der Mensch sein Zwerchfell sehr bewusst wahrnimmt ist während des Lachens. Dabei kommt das Zwerchfell regelrecht ins Schwingen und Hüpfen. Eine etwas schmerzhaftere Variante das Zwerchfell zu empfinden ist der Schluckauf. Der Schluckauf tritt meistens unerwartet und plötzlich auf. Seine Entstehung beruht auf einer unwillkürlich krampfenden Kontraktion des Zwerchfells, die über eine Reizung des Zwerchfellnervs, dem Phrenicus ausgelöst wird. Dadurch verschliessen sich die Stimmlippen und ein abruptes Unterbrechen der Einatmung entsteht. Es macht „Hicks“. Eine bekannte Art, sein Zwerchfell empfinden zu müssen entsteht über dem Seitenstich während dem Rennen oder Joggen. Die Seitenstiche entstehen bei sportlichen Leistungen aus einer Überbelastung des Zwerchfells mit einem dabei gleichzeitig vorhandenen Sauerstoffmangel.