Hochsensitivität
Hochsensitivität ist eine angeborene Gabe in einem eigens dafür zur Verfügung stehenden physiologisch-psychologisch, leiblichen Körper.
Neurobiologische Forschungen belegen das körperliche Anders-sein der hochsensitiven Menschen.
Hinweisendes
Hochsensitivität wird von den Eltern oder der Generation davor, oder von deren beiden zusammen, an die nächste Generation weitervererbt und nur ein Drittel der hochsensitiven Personen haben diese Gabe durch schwere Kindheitserlebnisse, seelische Verletzungen oder Traumata erworben. Hochsensitive Menschen besitzen die Gabe äussere und innere Reize verstärkter und vermehrt wahrzunehmen als die anderen 80 – 85% der (Welt)Bevölkerung. Eine ausgeprägte Intuition, sowie die Fähigkeit, feinste und unterschiedlichste Nuancen aus dem Sprechklang oder den Klängen und Tönen herauszufiltern sind Wahrnehmungen worüber hochsensitive Menschen verfügen. Ebenso kann das Wahrnehmen von Geräuschen und Klängen schnell als zu laut oder zu intensiv empfunden werden. Die körperlichen Empfindungen, die geistig hohe Präsenz und die seelischen Regungen sind bei Hochsensitiven um vieles ausgeprägter. Ebenso erwerben sich hochsensitive Personen Wissen, ein sich selbst bilden können auf eine andere, manchmal ungewöhnlich kreative Art und Weise. Diesen Menschen hilft das in Bewegung sein beim Verarbeiten von Gedankengängen, beim Lernen oder um sich selbst wieder zu spüren, zu empfinden. Manchmal ist es jedoch auch gerade die Ruhe, der Rückzug der hilfreich ist für hochsensitive Personen, damit die vielen wahrgenommenen Reize verarbeitet werden können. Hochsensitive Menschen besitzen so etwas wie eine Zwischenablage in ihrem Gehirn, wohin die Fülle des Wahrgenommenen gesammelt wird. In Ruhezeiten wird diese Zwischenablage geleert und das darin Enthaltene verarbeitet, im Gehirn zugeordnet und abgelegt. Dies funktioniert ähnlich wie bei Kühen, die, nachdem sie ganz viel Gras unzerkaut geschluckt haben, dieses in der Ruhephase aus dem Magen hochholen, um es dann gründlich durchzukauen und zu verarbeiten. Hochsensitive Menschen besitzen die Gabe der Beobachtung, des starken Wahrnehmen können des Gegenübers und sie haben eine Nase für Ungereimtheiten, versteckte (familiäre) Zusammenhänge oder verborgene Gefahren. Ebenso haben sie einen ganz natürlichen Zugang zur Spiritualität und zum Wesen der Tier und Pflanzenwelt.
Neurobiologisch
Dank medizinisch-neurobiologischen Forschungen kann nun aufgezeigt werden, dass Hochsensitivität kein Hirngespinst oder «ein besser sein wollen als Andere» ist, sondern, dass der Körper in seiner Physiologie ganz anders gestaltet ist. Hochsensitive Menschen, männlich wie weiblich, in etwa ausgewogen in der Anzahl und Kinder wie Erwachsene), haben im Blut und im Gehirn eine hohe Konzentration von Noradrenalin. Der ständig erhöhte Noradrenalin Spiegel im Blut führt, ebenso wie Adrenalin, zu einem Ansteigen des Blutdrucks. Der Körper befindet sich dadurch fast beständig in einem erhöhten Erregungszustand – in einer inneren Habachtstellung. Ebenso schüttet der Körper vermehrt Cortisol aus. Dies ist ein stressregulierendes und stressabbauendes Hormon. Studien stellten fest, auch wenn hochsensitive Personen keinen akuten Stress hatten war in ihrem Blut ständig mehr Cortisol vorhanden. Cortisol wirkt länger als Adrenalin und wird nur langsam wieder abgebaut. Die Spiegelneuronen im Gehirn (zuständig für soziale Funktionen wie Empathie, Mitgefühl, Wahrnehmungsfähigkeit, der Fähigkeit fremde Gefühle zu verarbeiten und zu interpretieren) sind ab Geburt hochaktiv und reizanfällig. Bei hochsensitiven Menschen sind die Neurotransmitter aktiver, um die vermehrt einströmenden Impulse weiter zu leiten. Der Körper von hochsensitiven Individuen ist schmerzempfindlicher oder allgemein berührungsempfindlicher. Sie leiden häufiger an Allergien, an Medikamenten Unverträglichkeiten, können durch Hungergefühle beeinträchtigt werden und der Blutzuckerspiegel ist tendenziell niedriger. Hochsensitive können sehr schreckhaft sein und ultraschnell reagieren. Gerade auch auf Berührungen. Dies sollte unbedingt in körper-therapeutischen Angeboten berücksichtig werden. Der Inselkortex, die Inselrinde ist ein eingesenkter Teil in der Grosshirnrinde. Sie ist ein kleines Areal, liegt tief im Gehirn und wird vom Stirn-, Scheitel- und Schläfenlappen überdeckt. Die Inselrinde ist nebst dem erfüllen von andern Funktionen, mit dem limbischen System verbunden. Forscher nennen sie auch manchmal den „Sitz des Bewusstseins“, denn viele Gedanken, Intuitionen, Gefühle und Wahrnehmungen von alledem was Hochsensitive erleben, laufen dort zusammen. Bei hochsensitiven Menschen weist dieses Areal eine erhöhte Aktivität aus.
Hochsensitivität – ADHS
Bei beiden Themengebieten braucht das Individuum viel Bewegung. Der wohl signifikanteste Unterschied besteht darin, dass sich Hochsensitive während einem längeren Zeitraum intensiv und sehr konzentriert mit etwas beschäftigen können, wohin gehend das Individuum mit ADHS sich beständig in einer innerlichen und äusserlichen Unruhe befindet und in ziellosen Bewegung verbleibt, ohne sich danach länger fokussiert einer Tätigkeit zuwenden zu können. Der Hochsensitive braucht Bewegung um zu verarbeiten, weiterzudenken, sich zu regenerieren um danach wieder in eine längere, konzentrierte und innerlich präsente Phase zu finden um darin manchmal fast versunken, schöpferisch, kreativ zu verweilen und tätig zu sein.
Aspekte der Hochsensitivität
Hochsensitivität umfasst folgende vier Aspekte:
den Spirituellen, den Sensorischen, den Kognitiven und den Sensitiven.
Es kann sein, dass ein Mensch nur in einem Bereich, in mehreren oder gleichzeitig in allen vier Bereichen hochsensitiv ist. Ebenso kann die Intensität der Hochsensitivität in den einzelnen Bereichen unterschiedlich hoch sein.
Introvertierte und extrovertierte Hochsensitivität
Unter den hochsensitiven Individuen sind alle Persönlichkeitstypen vertreten, die sich in Typologisierungen finden lassen. In der Hochsensitivität wird unterschieden zwischen den introvertierten und den extrovertierten Individuen. Schätzungen zu Folge gibt es 70% introvertierte und gerade mal 30% extrovertierte, hochsensitive Personen.
Den introvertierten Personen verhilft ihr Hemmsystem um ihrem Wunsch nach Sicherheit nachzukommen. Dies ist bei introvertierten hochsensitiven Personen ausgeprägter als das Aktivierungssystem. Sie beobachten lange und brauchen Rückzugsmöglichkeiten und viel Zeit zur Verarbeitung von Reizen
Das Aktivierungssystem der extrovertierten Hochsensitiven ist sehr viel stärker ausgeprägt. Oft springt es an, bevor sie nachgedacht haben. Dieses System steuert den Wunsch nach neuen Erfahrungen. Extrovertierte, hochsensitive, beziehungsorientierte Personen gehen gerne auf Menschen zu und haben meist viele Freunde. Sie lieben Neues und sie lieben das Risiko. Sie verkraften im Gegensatz zu den Introvertierten viele neue Reize besser und suchen sich auch viele neue Anreize aus. Sie haben ein gut funktionierendes Verhaltenshemmsystem, indem tiefe Überlegungen angestellt werden. Eltern oder ihre Umgebung erleben sie als widersprüchlich, weil sie sich auf Neues, viele Termine einlassen können und dann sind sie plötzlich erschöpft – und nichts geht mehr. Von diesen extrovertierten Personen, den sogenannten «stop and go Wesen», fühlt sich nur ein kleinerer Prozentsatz in Führungspositionen wohl.
Schutzmechanismen
Hochsensitive Menschen, welche sich ihrer Hochsensitivität bewusst sind, sind in der Lage sich zu schützen. Der einzige Schutz oder Weg ist das ein-und ausfahren der Wahrnehmungsantennen oder das Öffnen und Schliessen von Wahrnehmungskanälen. So lassen sich die vielen Wahrnehmungen begrenzen und in den einzelnen Situationen auch gezielt hervorholen. Damit ist gewährleistet, dass Hochsensitivität als eine wunderbare Gabe in einem gesundbleiben könnenden Körper sein und gedeihen kann.
Wer besitzt die Gabe der Hochsensitivität?
Fakt ist, dass eine unentdeckte Hochsensitivität bei Menschen mit dieser Gabe zu einem langen Leidensweg führen kann, weil sie sich immer als «anders», als «falsch», «nicht richtig zu sein» wahrnehmen oder als Mimose, als «Überreagierend» oder Sensibelchen abgestempelt werden. In Büchern und Internet finden sich Fragebogen, Hinweise und eine vertiefte Hinführung in die Thematik, damit jeder selbst feststellen können kann ob er diese Gabe besitzt.
E. Aron ist Psychologin, selbst hochsensitiv und hat als Erste zu dieser Thematik geforscht und publiziert.
Weiterführende Bücher zur Thematik finden sich unter «mehr»/ Literatur.
Es ist auch möglich ein Gespräch zur Thematik der Hochsensitivität zu vereinbaren. Kosten 50.– bis 80.–